Indigene lehnen Zwangskontakt ab
1 Juni 2016
Diese Seite wurde 2016 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
Südamerikanische Indigene verurteilen den Aufruf der US-amerikanischen Akademiker Kim Hill und Robert Walker, die dafür plädieren, zu bisher unkontaktierten Völkern des Amazonas Kontakt aufzunehmen.
In einem Video sprechen sich die Guajajara deutlich gegen diese Idee aus und warnen vor den Gefahren. Mehrere Mitglieder des Volkes, bekannt als „Wächter“, schützen das benachbarte Gebiet unkontaktierter Awá, da die Unterstützung der Regierung ausbleibt.
Ein Sprecher der Wächter, Olimpio Guajajara, meinte dazu: „Wir sind hier… beobachten das Land und verteidigen die unkontaktierten Völker und die Guajajara, die hier leben. Warum? Weil es einige Menschen gibt, einige Anthropologen in anderen Ländern, die gegen die Rechte der unkontaktierten Völker in unserem Land verstoßen wollen.“
Er fügte hinzu: „Wir wissen, dass einige Anthropologen für einen ‚kontrollierten Kontakt‘ zu den unkontaktierten Völkern plädieren… Wir werden das nicht zulassen, weil es den Genozid für ein weiteres Volk bedeutet… einer indigenen Gruppe, die keinen Kontakt will.“
Video: Olimpio Guajajara kritisiert Vorschläge zum ‚kontrolliertem Kontakt‘ mit unkotaktierten Völkern.
Auch andere indigene Völker lehnen den Zwangskontakt ab. Davi Kopenawa Yanomami, als „Dalai Lama des Regenwaldes“ bekannt, kämpft schon lange für das Recht der unkontaktierten Völker, ihre Zukunft selbst zu bestimmen. Er war Augenzeuge der verheerenden Folgen der Kontaktaufnahme zu seinem Volk, den Yanomami, im 20 Jahrhundert.
Laut brasilianischer Verfassung haben alle indigenen Völker ein Besitzrecht auf ihr Land, auch unkontaktierte Völker. 1987 fasste FUNAI, die Indianerbehörde des Landes, den Beschluss, den Kontakt zu unkontaktierten Völkern nicht zu suchen und deren Gebiete zu demarkieren und zu schützen.
Alle unkontaktierten indigenen Völker stehen vor einer Katastrophe, sollte ihr Land nicht geschützt werden.
Brasilianische Organisationen wie CIMI, ISA und CTI, sowie Survival International lehnen den Zwangskontakt entschieden ab.
Unkontaktierte indigene Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften unseres Planeten. Ganze Gemeinden wurden durch Außenstehende ausgelöscht, die mit Gewalt ihr Land und ihre Ressourcen rauben und Krankheiten wie Grippe oder Masern einschleppen, gegen die Unkontaktierte keine Abwehrkräfte besitzen.
Erst vor wenigen Wochen konnte eine Survival-Kampagne erfolgreich zum Schutz des Landes der Kawahiva, ein unkontaktiertes Volk im Staat Mato Grosso, beitragen.
Survivals Direktor Stephen Corry erklärte: „Wann werden Menschen beginnen auf die Wünsche der indigenen Völker zu hören, anstatt es besser wissen zu wollen? Die Haltung einiger Akademiker wie Hill und Walker ist gefährlich und neo-kolonialistisch. Dieser sogenannte ‚kontrollierte Kontakt‘ könnte katastrophal für die unkontaktierten Völker sein und würde den südamerikanischen Holzfällern und Viehzüchtern in die Hände spielen, die deren Land stehlen wollen und jegliche Menschenrechte missachten. Die Völker selbst sollen ihre Beziehung zur Außenwelt festlegen, nicht Wissenschaftler.“