Enthüllt: New Yorker Naturschutzstiftung finanziert schwere Menschenrechtsverletzungen

29 Juni 2017

Weite Teile des angestammten Bayaka-Landes in der Republik Kongo wurden ohne ihre Zustimmung von Holzfirmen und großen Naturschutzorganisationen übernommen © Lambert Coleman

Diese Seite wurde 2017 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Recherchen von Survival International zeigen, dass die Wildlife Conservation Society (WCS) den Missbrauch und die Vertreibung von Bayaka-„Pygmäen“ und anderen Regenwald-Völkern in der Republik Kongo finanziert. Die WCS ist unter anderem die Muttergesellschaft des Bronx Zoos in New York.

WCS unterstütze die Gründung eines Nationalparks auf Bayaka-Land ohne die Zustimmung des indigenen Volkes. Heute verwaltet WCS den Park und hat Partnerschaften mit zwei Holzunternehmen geschlossen, die auf dem Land der Bayaka tätig sind. WCS finanziert zudem Anti-Wilderei-Einheiten, die Angehörige der Bayaka daran hindern, ihr angestammtes Gebiet zu betreten. Survival International hat Dutzende Fälle von Einschüchterung, Schlägen und sogar Folter dokumentiert.

Die Bayaka werden häufig der „Wilderei“ beschuldigt, wenn sie jagen, um ihre Familien zu ernähren. Indigene haben beklagt, dass dies von den wahren Wilderern ablenkt – Kriminelle, die mit korrupten Beamten kooperieren.

Große Naturschutzorganisationen haben es versäumt, die weitverbreitete Abholzung indigener Gebiete zu verhindern und haben aktiv zu ernsten Menschenrechtsverletzungen beigetragen. © Kate Eshelby /Survival

Unter den Opfern waren Kinder, ältere und behinderte Menschen. Im Jahr 2012 wurde beispielsweise ein schwerbehinderter Indigener von Wildhütern angegriffen. Im Mai 2016 wurde ein Mann ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem er und vier andere brutal von Wildhütern geschlagen worden waren. Waldlager werden häufig zerstört, und Indigene werden angegriffen und gefoltert, wenn sie das Land betreten, auf das sie angewiesen sind und welches sie seit Generationen verwalten.

Ein Bayaka-Mann sagte: „Wenn du in den Park gehst, werden sie dich holen und dich ins Gefängnis bringen. Sogar außerhalb des Parks sagen sie: ‚Wir werden dich töten. Hau ab, hau ab, hau ab.’“

Abholzung in der Region setzt sich weiter auf nicht nachhaltigem Niveau fort, wie Berichte unabhängiger Wissenschaftler*innen und Organisationen wie Greenpeace zeigen. Viele Beobachter, einschließlich der Vereinten Nationen und der kongolesischen Organisation l’Observatoire Congolais des Droits de l’Homme, haben mindestens seit 2004 Warnungen vor den Folgen des Wildhüter-Missbrauchs erhalten, aber keine wirksamen Maßnahmen ergriffen.

2005 berichtete ein Bayaka-Mann: „Wir trafen einen anderen weißen Mann [von WCS], der uns sagte, dass wir aufhören sollten zu jagen und dass die Wildhüter sicherstellen würden, dass wir uns daran hielten. Jetzt haben wir Angst tiefer in den Wald zu gehen, falls uns die Wildhüter erwischen.“




Video: Apfela beschreibt, wie Wildhüter, unterstützt durch die Wildlife Conservation Society, sie brutal angegriffen haben.

Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte: „Naturschutz in Zentralafrika basiert auf Landraub. Nationalparks werden auf den Gebieten indigener Völker ohne ihre Zustimmung geschaffen: Das ist Landraub (mit einem “grünen” Etikett) und die großen Naturschutzorganisationen, wie WCS, machen sich der Unterstützung mitschuldig. Survival International tut alles, um diesen ‚grünen Kolonialismus’ zu stoppen. Es ist Zeit für Naturschützer*innen, die Landrechte indigener Völker zu respektieren, ihr angestammtes Land nicht länger zu stehlen und angemessene Zustimmung für jedes Projekt auf ihrem Land einzuholen.“

Hintergrund-Informationen:

- WCS ist eine der ältesten Naturschutzorganisationen der Welt, gegründet 1895.
- WCS unterstützte die Gründung des Nationalparks Nouabalé-Ndoki 1993 ohne die Zustimmung der Bayaka. WCS verwaltet den Park seitdem.
- Die Organisation verleiht einmal jährlich den „Teddy Roosevelt Award“ für Naturschutz. Im Jahr 2017 verursachte die Verleihung eine Kontroverse, als Gabuns Präsident Ali Bongo, der für den Umgang mit Menschenrechten in der Kritik steht, die Auszeichnung erhielt. Einigen Berichten zufolge spendete Bongo im Gegenzug 3,5 Millionen US-Dollar.

Madison Grant, berüchtigter Eugeniker und Gründer der Organisation, die später zur Wildlife Conservation Society (WCS) wurde. © Wikimedia Commons

- Der Bronx Zoo und die Naturschutzstiftung, die später zur WCS wurde, wurden vom Eugeniker und Autor Madison Grant gegründet. In den frühen 1900er Jahren brachten sie den „Pygmäen“-Mann Ota Benga in den Zoo. Er wurde der Öffentlichkeit vorgeführt und ermutigt, im Affenhaus des Zoos zu leben. 1916 beging er Selbstmord.
- Bayaka-Angehörige aus der Zentralafrikanischen Republik und der Republik Kongo schrieben 2016 einen offenen Brief an die Leitung der WCS.
- WCS weiß seit mindestens 18 Jahren vom Missbrauch der Bayaka durch die von ihr unterstützten Anti-Wilderei-Einheiten, hat es aber versäumt, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um diese zu stoppen.

Ota Benga, ein kongolesischer „Pygmäen“-Mann, der in die USA transportiert und in Zoos ausgestellt wurde, bevor er 1916 Selbstmord beging. © Wikimedia

WCS ist nicht die einzige multinationale NGO, die in den Missbrauch indigener Völker verwickelt ist. Viele der großen Naturschutzorganisationen arbeiten mit Industrie und Tourismus zusammen und zerstören die besten Verbündeten der Natur. Survival International führt den Kampf gegen diese Misshandlungen an – für indigene Völker, für die Natur und für die gesamte Menschheit.

„Pygmäen“ ist ein Sammelbegriff, der normalerweise unterschiedliche Jäger-und-Sammler-Völker aus dem Kongobecken und im zentralen Afrika bezeichnet. Auch wenn einige Indigene den Begriff als abschätzig ansehen und ihn vermeiden, nutzen ihn andere aus praktischen Gründen und als einfache Art, sich selbst zu beschreiben.

Einige Name wurden geändert, um die Identität der jeweiligen indigenen Personen zu schützen.

Völker im Kongo-Becken
Indigenes Volk

Teilen