Brasilien: Guarani-Jugendliche vermutlich durch bewaffnete Angriffe getötet

27 Oktober 2015

Farmer nehmen systematisch Anführer der Guarani ins Visier. Es wird befürchtet, dass zwei Jugendliche der jüngsten Angriffswelle zum Opfer fielen. © Sarah Shenker/Survival

Diese Seite wurde 2015 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Es wird befürchtet, dass zwei Guarani der jüngsten Angriffswelle gegen indigene Gemeinden im mittleren Westen Brasiliens zum Opfer fielen.

Die Jugendlichen verschwanden Anfang des Monats während eines bewaffneten Angriffs auf ihre Gemeinde Mbarakay. Die Bewaffneten, die von Farmern angeheuert worden waren, schlugen zahlreiche Mitglieder der Gemeinde zusammen, rissen den Frauen Haare aus und schossen auf die Indigenen.

Die Guarani berichteten, dass eine in der Nähe stationierte Polizeitruppe über die ausufernde Gewalt informiert worden war, jedoch nicht eingriff. Weitere angegriffene Gemeinden berichteten ähnliches.

Guarani-Anführer Semião Vilhalva wurde letzten Monat von Bewaffneten, die von Farmern angeheuert worden waren, ermordet. © Local media

Farmer nehmen systematisch Guarani-Gemeinden ins Visier, um diese von ihrem Land fernzuhalten. Letzten Monat wurde der Guarani-Anführer Semião Vilhalva von Bewaffneten ermordet. Außerdem wurden Guarani-Angehörige der Gemeinde Pyelito Kuê entführt und zusammengeschlagen, bevor sie an einem Straßenrand abgeladen wurden.

Während die Farmer riesige Profite durch Zuckerrohr, Mais, Soja und Viehhaltung auf dem angestammten Land der Guarani erwirtschaften, ist das indigene Volk dazu gezwungen, in entsetzlichen Bedingungen in Lagern am Straßenrand und überfüllten Reservaten zu leben. Dort nehmen Krankheiten, Suizid und Unterernährung überhand.

Ihre Anführer, die versuchen ihre angestammten Territorien – bekannt als „tekohá“ – wieder zu besetzen, werden nach einander ermordet.

Laut der brasilianischen Verfassung hätte sämtliches indigenes Land bereits 1993 als solches anerkannt werden müssen. Dennoch warten Tausende Guarani immer noch auf die Rückgabe von noch so kleinen Gebieten ihres angestammten Territoriums. Politiker diskutieren währenddessen eine Verfassungsänderung und wenn diese genehmigt wird, dann wäre das ein schwerer Rückschlag für die Rechte indigener Völker. Dies würde die Lage der Guarani drastisch verschlimmern.

Letzte Woche appellierte der Guarani-Anführer Eliseu Lopes an die Interamerikanische Kommission für Menschenrechte und drängt diese, sofortige Maßnahmen zu ergreifen. Sehen Sie sich einen Film von Eliseu an, der das qualvolle Bestreben seines Volkes beschreibt, auf sein angestammtes Land zurückzukehren.

Inmitten der weit verbreiteten Verzweiflung feierten zwei Guarani-Gemeinden letzte Woche dennoch, da Brasiliens oberstes Gericht die Räumungsbefehle gegen sie aufgehoben hatte. Diese hätten zur Folge gehabt, dass diese Gemeinden, die zurzeit auf einem kleinen Teil ihres angestammten Landes leben, erneut vertrieben werden hätte können.

Survival übt Druck auf die brasilianische Regierung aus, damit das Land den Guarani endlich zurückgegeben wird.

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