Expert*innen: Indien riskiert mit Mega-Hafenplan Völkermord an unkontaktiertem Inselvolk

21 Februar 2024

Die Shompen leben im bewaldeten Inneren der Insel Groß Nikobar. Sie werden die Zerstörung ihres Zuhauses nicht überleben. © Anthropological Survey of India

 

39 internationale Völkermordforscher*innen haben an die indische Regierung geschrieben und sie gewarnt, dass ihre Pläne, die Insel der Shompen in einen Mega-Hafen und eine Stadt zu verwandeln, das unkontaktierte Volk auslöschen werden.

Auf der Insel Groß Nikobar im Indischen Ozean leben schätzungsweise 300 Shompen – Jäger- und Sammler*innen – von denen etwa zwei Drittel unkontaktiert sind. Sie sind eines der isoliertesten Völker der Erde und leben in den dichten Regenwäldern im Inneren der Insel.

Der 9-Milliarden-Dollar-Plan der Regierung für Groß Nikobar umfasst einen Mega-Hafen, eine neue Stadt, einen internationalen Flughafen, ein Kraftwerk, einen Armeestützpunkt, einen Industriepark und den Zuzug von 650.000 Menschen – ein Bevölkerungszuwachs von fast 8.000 %.

„Wir glauben, dass die Verwirklichung des Projekts, selbst in begrenzter Form, ein Todesurteil für die Shompen bedeutet und dem internationalen Verbrechen des Völkermords gleichkommt“, so die Expert*innen, die aus akademischen Einrichtungen in dreizehn Ländern stammen.

Unter ihnen sind Historiker*innen, Soziolog*innen und der ehemalige Präsident der International Association of Genocide Scholars.

Die Expert*innen sagen, dass „selbst einfacher Kontakt zwischen den Shompen – die wenig bis gar keine Immunität gegen ansteckende Krankheiten von außen haben – und denen, die von anderswo kommen, mit Sicherheit zu einem rapiden Bevölkerungszusammenbruch führen wird. Die Auslöschung des gesamten Shompen-Volkes wird die Folge sein. Die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, ist, das Projekt aufzugeben.“

Survival International fordert, dass das Projekt aufgegeben wird und die Besitzrechte der Shompen über ihr angestammtes Land anerkannt werden. Fast 10.000 Menschen haben sich per E-Mail an die Regierung gewandt, um diese Forderung zu unterstützen.

Caroline Pearce, Direktorin von Survival International, sagte heute: „Dies ist eine deutliche Warnung, die die indische Regierung beherzigen muss – das Vorantreiben des Groß-Nikobar-Projektes wird das Inselzuhause der Shompen zerstören und den Völkermord an ihnen bedeuten.“

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