Berichte kritisieren erschreckende Situation der Guarani

2 Juni 2010

Mutter und Kind vom Volk der Guarani. © João Ripper/Survival

Diese Seite wurde 2010 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

Zwei kürzlich veröffentlichte Berichte machen auf die bedrohliche Situation der Guarani Indigenen im Bundesstaat Mato Grosso do Sul in Brasilien aufmerksam. Sie betonen, dass die Erfassung und Anerkennung der Landrechte der Guarani zentral für eine Besserung der Lage ist.

Der erste Bericht, veröffentlicht durch Brasiliens Ministerium für Öffentliche Angelegenheiten im April 2010, beklagt, dass die Guarani in Mato Grosso do Sul unter hoher Kindersterblichkeit und einer der höchsten Mord- und Selbstmordraten des Landes leiden.

Der Bericht führt weiter aus, dass die Gründe hierfür im Versagen der Behörden liegen. Diese würden entgegen brasilianischer Gesetze die Landrechte der Guarani nicht anerkennen. Viele Guarani leben in zu kleinen Reservaten oder Notunterkünften entlang von großen Straßen.

Der Bericht listet zudem eine Reihe von gewaltsamen Angriffen auf Guarani Gemeinden auf. Häufig folgen diese auf Versuche der Indigenen, ihr Land wieder zu besetzen, nachdem Landwirtschaftsunternehmen und öffentlichen Stellen sich dies illegal angeeignet haben.

Der Bericht beschreibt einen dieser Angriffe auf eine Guarani Gemeinde im September 2009 als „Mord“.

Dokumentiert werden ferner mehrere Fälle von gezielten Mordanschlägen auf unterschiedliche Indigene, unter anderem auf den international anerkannten Guarani Anführer Marcos Veron. Diese Morde wären Beispiel für die „chronische Unsicherheit von mehr als 70.000 indigenen Menschen im Bundesstaat Mato Grosso do Sul.“

Der zweite Bericht, veröffentlicht vom Council for the Defense of the Rights of the Human Person (CDDPH) des Sekretariats für Menschenrechte der brasilianischen Regierung, macht auf die „extrem prekären Lebensumstände“ der Guarani aufmerksam.

Der Bericht stellt fest, dass die Indigenen unter dem Mangel an Landzugang und grundlegenden Gesundheitsdiensten, hohen Raten an Gewalt und Diskriminierung und fehlendem Lebensmitteln und sauberem Wasser leiden. Einige Kinder sind zudem durch „akute Unterernährung“ bedroht.

Der Bericht, der letzten Monat im Justizministerium vorstellt wurde, deutet auch auf eine Zunahme gesundheitlicher Probleme hin. Diese rühren vom Einsatz von Pestiziden auf den angrenzenden Farmen, die sich regelmäßig auf dem angestammten Land der Guarani befinden.

Der Bericht fordert FUNAI, die brasilianische Behörde für indigene Angelegenheiten, dazu auf, sich auf die Erfassung des Landes der Guarani zu konzentrieren. Darüber hinaus wird gefordert, dass Polizei und das Ministerium für Öffentliche Angelegenheiten gegen die Diskriminierung der Guarani vorgehen.

Survival International hat sich an die brasilianische Regierung gewandt und fordert die Einhaltung brasilianischer und internationaler Regelungen. Zudem müssen die Landrechte der Guarani dringend anerkannt werden. Survival hat den Fall auch bei den Vereinten Nationen vorgelegt.

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