Goldschürfer verüben 'Massaker' an Yanomami in Venezuela
29 August 2012
Diese Seite wurde 2012 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.
UPDATE – 10. September 2012
Nachdem Survival nun selbst Aussagen von vertraulichen Quellen erhalten hat, glauben wir, dass es keine Attacke von Goldgräbern auf die Yanomami-Siedlung von Irotatheri gegeben hat. Yanomami aus dem Gebiet – in dem gegenwärtig viele illegale Goldschürfer aktiv sind – hatten im Juli Berichte von Tötungen gehört. Dies wurde von einigen berichtet, als ob sich dies in jener Siedlung ereignet hätte. Wir wissen momentan nicht, ob diese Berichte auf einem gewaltsamen Vorfall beruhen oder nicht, was die wahrscheinlichste Erklärung wäre, doch die Spannungen in der Region bleiben hoch.
Die Reaktion der Regierung in Venezuela bleibt beschämend. Sie hat nicht erklärt, auch jetzt nicht, die Schürfer auszuweisen. Sie hat unverzüglich und vor Beendigung der eigenen Untersuchung “Belege” für Tötungen geleugnet. Die Unterstützer der Regierung sind sogar soweit gegangen, Kritiker als Teil einer rechtsstehenden Verschwörung zu bezeichnen.
Die Behörden in Venezuela sollten diesen Vorfall weiter untersuchen und – am wichtigsten – jene ausweisen, die in das Gebiet der Yanomami und andere indigene Gebiet eindringen.
Goldschürfer in Venezuela haben in einer abgeschiedenen Region ein “Massaker” an Yanomami-Indianern verübt, wie Berichte gegenüber Survival International besagen.
Zeugen, die nach dem Übergriff den Tatort sahen, beschrieben “verbrannte Körper und Knochen”. Sie hatten die Gemeinde Irotatheri in der Momoi-Region, nahe der brasilianischen Grenze, besuchen wollen.
Erste Berichte legen nahe, dass bis zu 80 Personen getötet wurden, es ist jedoch nicht möglich, diese Zahlen zu bestätigen. Nur drei Überlebende wurden gefunden.
Der Übergriff soll schon im Juli passiert sein, doch die Berichte sind erst jetzt an die Öffentlichkeit gekommen.
Aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage waren die Indianer, die die Körper fanden, erst Tage unterwegs, bevor sie den Übergriff in der nächsten Siedlung melden konnten.
Luis Shatiwe Yanomami, ein Sprecher der Yanomami-Organisation Horonami, war in Parima und sprach mit den Zeugen. Ihm wurde berichtet, dass die Überlebenden unterwegs auf der Jagd waren, als das Gemeinschaftshaus der Gemeinde in Brand gesetzt wurde.
Er sagte heute gegenüber Survival: “Seit drei Jahren haben wir uns über die Situation beschwert. Es gibt viele Goldschürfer die illegal im Wald arbeiten.”
Gegenüber Survival berichtete heute Eliseo, ein Yanomami aus der Region, der mit den Zeugen gesprochen hat: “Sie haben von verbrannten Körpern und Knochen berichtet und von den verbrannten Überresten eines Shabono [Gemeinschaftshaus].”
Immer wieder kommt es zu Massakern an Yanomami-Indianern. 1993 wurden 16 Indianer getötet, als Minenarbeiter die Yanomami-Gemeinde Haximu angriffen. Mehrere Bergarbeiter wurden später wegen Genozids verurteilt. Eine Untersuchung der neusten Übergriffe gibt es bisher nicht.
Stephen Corry, Direktor von Survival International, sagte heute: “Es ist wieder eine erschreckende Tragödie für die Yanomami – es reiht sich Verbrechen an Verbrechen. Alle Regierungen in Amazonien müssen die ausschweifenden illegalen Schürfarbeiten, die illegale Abholzung und Besiedlungen in den indigenen Gebieten stoppen. Es führt zwangsläufig zu Massakern an indigenen Kindern, Frauen und Männern. Die Behörden in Venezuela müssen die Täter unverzüglich vor Gericht bringen und in der Region ein Zeichen dafür setzen, dass Mord an Indianern nicht länger ungestraft bleibt. Die Schürfarbeiten und die Abholzung müssen aufhören.”
Hinweis an die Redaktion:
Survivals Research Director Fiona Watson hat mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit indigenen Völkern, darunter den Yanomami, und ist für Interviews verfügbar.
Lesen Sie hier eine Erklärung von indigenen Organisationen im Amazonasgebiet zu dem Yanomami-Massaker in Englisch (PDF, 48KB) oder in Spanisch (PDF, 200KB)
Lesen Sie den Aufruf der Yanomami an Venezuelas Behörden, indem sie eine unverzügliche Untersuchung fordern. (Spanisch, pdf, 2.1 MB)
Ergänzung vom 3.September 2012, inzwischen durch Update vom 10. September abgelöst: Regierungsvertreter in Venezuela haben nach einer vorläufigen Untersuchung Zweifel an den Berichten eines Massakers geäußert.Dass die Regierung ein Massaker abstreitet ist unter den gegebenen Umständen nicht ungewöhnlich und sollte ignoriert werden. Wir glauben, dass das Untersuchungsteam das betroffene Gebiet noch nicht erreicht hat. Es ist in diesem Fall zu erwarten, dass die Fakten erst nach einiger Zeit verlässlich etabliert werden können (soweit dies überhaupt jemals der Fall sein wird). Einige Quellen haben nahegelegt, dass es kein Massaker gab und sie mehr über die Vorfälle wüssten, als die indigene Bevölkerung vor Ort. Auch dies ist unter den gegebenen Umständen nicht ungewöhnlich. Alle Bergarbeiter sollten aus dem Gebiet der Yanomami ausgewiesen und die Verantwortlichen für die Übergriffe zur Verantwortung gezogen werden.