Covid-19 erreicht isoliertes Volk auf den indischen Andamanen-Inseln

27 August 2020

Boa Senior, die letzte Sprecherin einer der Sprachen der Groß-Andamaner, starb im Januar 2010. © Alok Das/Survival

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Laut Berichten sind mindestens fünf Mitglieder der Groß-Andamaner auf den indischen Andamanen-Inseln positiv auf Covid-19 getestet worden, zwei von ihnen wurden ins Krankenhaus gebracht. Auf den Inseln gab es bisher fast 3.000 bestätigte Covid-Infektionen und 37 Todesfälle, bei einer Bevölkerung von etwa 400.000 Menschen.

Die Groß-Andamaner sind eine kleine Gruppe von nur noch rund 50 Menschen – bevor die Briten die Inseln in den 1850er kolonisierten, zählten ihre Gemeinden mehr als 5.000 Personen. Sie leiden unter den Spätfolgen der durch diese grausame Besetzung eingeschleppten Krankheiten. Tuberkulose und Alkoholismus sind weit verbreitet, was sie zu einer Risikogruppe für Covid-19 macht. Im April dieses Jahres verstarb Licho, die letzte Sprecherin der Sare-Sprache der Groß-Andamaner, nachdem sie jahrelang an verschiedenen Gesundheitsproblemen, einschließlich chronischer Tuberkulose, gelitten hatte.

Licho war die letzte Sprecherin der Sare-Sprache der Groß-Andamaner. © Anvita Abbi

Die Sorge um die Sicherheit anderer indigener Völker auf den Andamanen-Inseln, darunter die Jarawa und die unkontaktierten Sentinelesen, wächst ebenfalls. Anfang dieses Monats wurde berichtet, dass fünf Sozialarbeiter*innen, die mit den Jarawa arbeiten, positiv auf Covid-19 getestet wurden. Weiterhin dringen Wilderer in ihr Gebiet ein und riskieren die Übertragung des Virus. In der vergangenen Woche wurden acht Fischer verhaftet, weil sie illegal in das Gebiet der Jarawa eingedrungen waren.

Die andamanischen Behörden versuchen, die Jarawa zu schützen, indem sie den Verkehr auf der illegalen Straße, die durch ihr Gebiet führt, einschränken und über die Gefahren von Covid informieren. Die Jarawa sind ein nomadisch lebendes Volk von Jägern und Sammlern, die erst seit 1998 freundschaftlichen Kontakt zu den Siedler*innen in der Nähe ihres Territoriums haben. Aufgrund ihrer Isolation, des relativ jungen Kontakts und den Auswirkungen von zwei Masernepidemien, sind sie wahrscheinlich auch durch das Virus besonders gefährdet.

Die unkontaktierten Sentinelesen sind als das isolierteste Volk der Welt extrem anfällig für eingeschleppte Krankheiten und während einer globalen Pandemie ist das Risiko einer folgenschweren Infektion noch größer. Ohne angemessene Überwachung, der um ihre Insel herum befindlichen Gewässer, laufen sie Gefahr, mit Wilderern in Kontakt zu kommen, die illegal nach Hummer fischen und tauchen.

Kurz nach dem Tsunami 2004 wurde dieses Mitglied der Sentinelesen fotografiert, wie es mit einen Pfeil auf einen Helikopter schoss. © Indian Coastguard/Survival

Die Forscherin und Survival-Mitarbeiterin Sophie Grig sagte heute: „Es ist äußerst alarmierend, dass Mitglieder der Groß-Andamaner positiv auf Covid-19 getestet wurden. Sie werden sich nur allzu bewusst sein, welch katastrophale Auswirkungen Epidemien haben können, da diese ihr Volk schon früher dezimiert haben. Die andamanischen Behörden müssen unverzüglich handeln, um zu verhindern, dass das Virus weitere Groß-Andamaner erreicht und um eine Infektion anderer indigener Völker zu verhindern. Die Gewässer um North Sentinel Island müssen streng überwacht werden und keine Außenstehenden dürfen ohne ihre Zustimmung in die Territorien der indigenen Völker eindringen.“

Covid-19 hat bereits indigene Völker in Brasilien und Peru hart getroffen, darunter abgeschieden lebende Amazonas-Völker wie das kürzlich kontaktierte Volk der Arara im Cachoeira Seca-Territorium. Es herrscht Angst um die Sicherheit der dort lebenden unkontaktierten Völker, darunter zehn Mitglieder eines unkontaktierten Volkes, die Anfang des Monats in einer indigene Gemeinschaft im westlichen Amazonasgebiet Brasiliens auftauchten.

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