Bulldozer dringen in das Land isolierter Indianer ein

30 September 2003

Diese Seite wurde 2003 erstellt und enthält möglicherweise Formulierungen, die wir heute nicht mehr verwenden würden.

"Auch wenn Sie uns nicht kennen, bitte helfen Sie uns weiterhin, denn wir brauchen unser angestammtes Land." Erui Etacori

In den vergangenen Wochen drangen Bulldozer in das Kernland von nicht in Kontakt mit der Außenwelt stehenden Indianern in Paraguay ein. Diese illegale Aktion bedroht das Überleben der letzten isolierten Indianer südlich des Amazonas-Beckens.

Die Indianer, Mitglieder des Stammes der Ayoreo-Totobiegosode, sind mit großer Sicherheit schon aus ihren Gemeinschaftshäuser und gärten geflohen und führen ein hartes Leben im Wald. Parojnai Picanerai, ein Mann der Totobiegosode, der 1998 aus dem Wald kam, erzählte Survival seine Erinnerungen an das Nahen der Bulldozer: "Wir dachten, der Bulldozer könnte uns sehen… Wir dachten, er sähe unsere Gärten und käme, um unser Gemüse und unsere Früchte zu essen und uns ebenso." Parojnais Frau Ibore fügte hinzu: "Wir ließen all unser Hab und Gut zurück und rannten und rannten." Seit 1991 gab es mindestens acht bekannte Vorfälle, bei denen Bulldozer, die für die Landbesitzer der Gegend arbeiten, auf Totobiegosode stießen. Die meisten dieser Zwischenfälle zwangen die Indianer zu fliehen, ihre Häuser, ihre Ernte und ihren Besitz zurückzulassen. So werden sie tatsächlich von einer Ecke des Waldes in die andere gejagt.

Die Totobiegosode sind nomadisch lebende Jäger und Sammler, die für jeweils mehrere Monate in kleinen Gemeinschaftshäusern leben. Neben Getreide
, Kürbis- und Bohnenanbau leben sie vom reichen Wildtierbestand des Chaco, dem Wald- und Grasland Westparaguays. Die Indianer jagen Wildschweine, Ameisenbären, Schildkröten und Gürteltiere und sammeln den reichlich vorhandenen wilden Honig.

Andere Totobiegosode wurden in den 1970er und 80er Jahren aus dem Wald gebracht; in "Menschenjagden," organisiert mit der Hilfe der fundamentalistischen amerikanischen Missionarsorganisation, der "New Tribes Mission," welche eine Station in der Region hat. Diese Indianer sind verzweifelt besorgt um das Schicksal derer, die noch im Wald leben und ihre nahen Verwandten sind. Mit Hilfe einer paraguayanischen Organisation, der "Totobiegosode Support Group" (GAP), erhoben  sie 1993 ihren Anspruch auf 550.000 Hektar ihres Landes, den größten Teil des noch verbleibenden intakten Waldes und wesentlicher Teil des Territoriums der Totobiegosode. Alles Land und der Rest des paraguayanischen Chaco wurde ein Jahrhundert zuvor an private Landbesitzer verkauft und wird nun mit großer Geschwindigkeit für Holzfällerei und Viehzucht erschlossen.

Das gesamte beanspruchte Gebiet ist durch gerichtliche, von den Unterstützern der Indianer erwirkte Verfügungen geschützt, welche die Landbesitzer davon abhalten, Arbeiten jeglicher Art auf diesem Land zu tätigen oder es an jemand anderen als die Regierung zu verkaufen. Trotz der Bemühungen der Landeigner, diese Verfügungen aufzuheben, bleiben sie in Kraft.

Nach einem Jahrzehnt des Drucks hat die Regierung ungefähr ein Viertel des beanspruchten Landes von den Landbesitzern gekauft und an die Totobiegosode weitergegeben, doch ein kleiner Teil im Herzen dieses Landes verbleibt in privater Hand und gehört der Firma Carlos Casado. Diese Firma schickte unter Missachtung der gerichtlichen Verfügungen Ende September 2003 riesige Bulldozer, die weite Schneisen entlang der Grenzen ihres Besitzes rodeten. Dies scheint die Vorbereitung zu sein für die Unternehmung, dieses Land zu verkaufen, was ebenfalls illegal ist.

Eine weitere Landbesitzer-Firma mit dem Namen Luna Park führte 2002 ebensolche Arbeiten durch: ihre Schneisen dringen bis in das Herz des Landes der Totobiegosode. Survival erhielt Berichte, dass über 300 Männer von dieser Firma beauftragt wurden, mit Holzfällerarbeiten zu beginnen. Aber die Hunderte von Briefen, die von Survival-Unterstützern geschickt wurden, brachten das Büro des Generalstaatsanwalts dazu, die Arbeiten zu stoppen. Eine weitere solche Aktion ist nun notwendig um das Kernland der Totobiegosode zu retten.

Mehr Informationen erhalten Sie von Survival Deutschland; per Tel.: ++49 (0)30 29002372 oder per Email: [email protected]

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Ayoreo
Indigenes Volk

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