Halbzeit bei der COP 15: Die 5 schlimmsten Aussagen
15 Dezember 2022
Zur Halbzeit des Weltnaturgipfels in Montreal (COP15) hat Survival International die Top 5 der schlimmsten Aussagen von Regierungen und Naturschutzverbänden ausgewählt. Sie zeigen, warum die COP15 zum Desaster für die Landrechte indigener Völker werden und von den eigentlichen Ursachen des Artensterbens ablenken könnte.
1. „30 % ist keine zufällige Zahl“: Justin Trudeau, kanadischer Premierminister, sagte in Bezug auf den 30×30 Plan..: „Wir haben diese Zahl von 30 % nicht zufällig gewählt. Nach Ansicht der besten Wissenschaftler*innen ist dies der kritische Schwellenwert, um das Risiko des Aussterbens zu vermeiden und unsere Ernährung und wirtschaftliche Sicherheit zu gewährleisten.“
Fakt ist: Einer der Vordenker und Architekten des 30×30-Plans, Eric Dinerstein, hatte zuvor erklärt, dass die Zahl völlig „willkürlich“ sei. Dem 30 % Ziel fehlt also die wissenschaftliche Grundlage.
2. „Die Menschheit ist zu einer Massenvernichtungswaffe geworden“: António Guterres, UN-Generalsekretär. In seiner Eröffnungsrede klang dieser Satz in alarmierender Weise nach dem von Ökofaschisten vertretenen Narrativ, dass die „Menschheit“ in ihren Auswirkungen auf die natürliche Welt ein Gift oder ein Virus sei.
Doch die Mehrheit der Menschheit hat so gut wie nichts zum Klimawandel beigetragen, und viele Gesellschaften, darunter zahlreiche indigene Völker, bewirtschaften, managen und erhalten die Natur und sehen sich als Teil von ihr. Nicht die gesamte „Menschheit“ ist für die Umweltzerstörung verantwortlich. Vielmehr wird das Problem überwiegend durch den übermäßigen Konsum im Globalen Norden, den Ausstoß fossiler Brennstoffe und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen verursacht, die von multinationalen Konzernen angeführt werden.
3. „Je mehr Menschen es gibt, desto mehr setzen wir die Erde unter starken Druck… Wir befinden uns im Krieg mit der Natur“: Inger Andersen, Chefin des UN-Umweltprogramms UNEP. Das Konzept der „Überbevölkerung“ wird häufig verwendet, um die Schuld von denjenigen abzulenken, die am meisten für die Klima- und Biodiversitätskrise verantwortlich sind. Stattdessen werden diejenigen bestraft, die am wenigsten zu diesen Krisen beitragen und die Folgen am härtesten zu spüren bekommen – indigene Völker und andere lokale Gemeinschaften.
Die wahren Ursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt, die Umweltverschmutzung und die Klimakrise sind nicht die wachsende Zahl der Menschen im Globalen Süden, sondern die profitorientierte Ausbeutung von Ressourcen und der wachsende Überkonsum, vor allem im Globalen Norden.
4. Im Rahmen von 30×30 die Rohstoffausbeutung zu untersagen, ist „kaum realistisch“: Ladislav Miko, Europäische Kommission. Der „Biodiversitätsbeauftragte“ der Europäischen Kommission enthüllte, wie sinnlos der 30×30-Plan ist, indem er zugab, dass in „Naturschutzgebieten", die im Rahmen des Plans geschaffen werden sollen, Bergbau, Öl- und Gasbohrungen oder Abholzung erlaubt sein könnten.
Für indigene Völker keine echte Überraschung: Jahrzehntelang wurden sie im Namen des Naturschutzes aus Gebieten vertrieben, die sie seit jeher bewohnt und geschützt haben, während die Rohstoffindustrie, der Massentourismus und die Trophäenjagd willkommen geheißen werden.
5. „Was wollen wir? Nature Positive. Wann wollen wir es? 2030": „Nichtstaatliche Gruppen versammelten sich, um die Delegierten auf ihrem Weg zu den #COP15 -Verhandlungen anzusprechen“, darunter Marco Lambertini, Generaldirektor des WWF.
„Nature Positive“ ist nur ein Slogan, der einen Haufen von Greenwashing-Methoden und Scheinlösungen umfasst. Hier wurde er zudem von dem Chef der größten und berüchtigtsten Naturschutzorganisation der Welt verkündet, die jahrelang Misshandlungen finanziert hat, sie aktiv vertuscht hat und gleichzeitig mit den umweltschädlichsten Unternehmen der Welt zusammenarbeitet.
Unter „Nature Positive“ können auch sogenannte naturbasierte Lösungen fallen, die es Unternehmen ermöglichen, sich z. B. durch das Pflanzen von Monokulturen freizukaufen. Wie bei 30×30 wird dies wahrscheinlich zu massivem Landraub führen, der für die Menschen und den Planeten verheerend sein wird.
Fiore Longo, Leiterin von Survivals Kampagne zur Dekolonisierung des Naturschutzes, sagte heute: „Dies sind nur einige der schrecklichen Aussagen, die diese Woche auf der COP gemacht wurden. Sie zeigen, dass die Zukunft unseres Planeten nicht auf der COP15 in den Händen von Regierungen, Naturschutzorganisationen und Unternehmen liegen darf. Der einzige wirksame Weg, die biologische Vielfalt zu schützen, besteht darin, die Landrechte indigener Völker anzuerkennen und gleichzeitig die wahren Ursachen des Verlusts der biologischen Vielfalt zu bekämpfen – wie den vom Globalen Norden angeführten übermäßigen Konsum.“
Hinweise an die Redaktion:
- Fiore Longo steht für Interviews zur Verfügung.